Q8 und die Sozialraumentwicklung
Seit 2011 engagiert sich die Evangelische Stiftung Alsterdorf (ESA) mit ihren Tochtergesellschaften im Rahmen von Q8 in acht Quartieren in Hamburg und Schleswig-Holstein. Ziel ist es, das Menschen mit Unterstützungsbedarf in ihren Quartieren selbstbestimmt und gut versorgt leben können.
Aufgrund des demografischen Wandels brauchen immer mehr Menschen durch unterschiedlichste Beeinträchtigungen Unterstützung: Die Gesellschaft kann dem wachsenden Bedarf im sozialen Bereich auch durch den Fachkräftemangel nur schwer gerecht werden. Aber welche Strukturen können helfen, die vorhandenen Ressourcen besser zu nutzen? Wie schafft man es, dass pflegebedürftige Menschen länger und mit einer höheren Lebensqualität zu Hause bleiben können? Welche Rolle spielt neben den professionellen Strukturen bürgerschaftliches Engagement? Wie kann für Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht bzw. ausgebaut werden?
Diese Fragen können nur beantwortet werden mit einem genauen Blick auf die Umgebung, in der Menschen leben – den Sozialraum.
In den einzelnen Quartieren von Q8 gibt es interessante Beispiele dazu für die Arbeit vor Ort:
Im Jahr 2014 fiel der Startschuss für Qplus mit dem Ziel, Menschen, die soziale Dienstleistungen in Anspruch nehmen, in die Lage zu versetzen, die Unterstützung im Alltag auszuwählen, die sie wirklich brauchen. Professionelle Partner an ihrer Seite sind die Quartierslotsen, die in den Stadtteilen Altona und Barmbek bereits Menschen dabei begleiten, ihren individuellen Unterstützungsmix aus eigenen Ressourcen, technischen Hilfsmitteln, Angeboten aus dem Quartier und Profileistungen zusammenzustellen.
Das 2013 in Altona-Altstadt eröffnete Bürgerzentrum »altonavi« verzeichnete im Jahr 2014 über 1.200 Anfragen. Auf großes Interesse der Bewohnerinnen und Bewohner stieß auch der im Hamburger Stadtteil Hinschenfelde/Wandsbek gegründete Verein »Machbarschaft«. Ende 2014 zählte der Verein bereits über 75 Mitglieder. Unter dem Motto »Wir sind da, wo die Profis noch nicht sind« organisiert Machbarschaft e. V. niedrigschwellige nachbarschaftliche Unterstützungen: Zum Beispiel bringen die Helferinnen und Helfer ein Regal an die Wand, putzen die Fenster, begleiten Einkäufe und Spaziergänge oder organisieren Fahrdienste.
Ebenfalls gemeinsam mit Bürgern veranstaltete die Q8-Projektleiterin Winterhude-Uhlenhorst mehrere Zukunftswerkstätten. Im Anschluss daran konnte unter anderem mit freiwilligen Helferinnen und Helfern der Mittagstisch »Winterhuder Tischnachbar« aufgebaut werden, der wiederum Ausgangspunkt für weitere Aktivitäten in Richtung Teilhabe von möglichst vielen Menschen am Stadtteilgeschehen und im Sinne von Selbstversorgung ist.
Im Hamburger Stadtteil Steilshoop nahm die Projektleitung im neuen Q8-Quartier die Arbeit auf.
Nachbarschaft steht auch im Mittelpunkt der Aktivitäten in Bad Oldesloe. Dort eröffneten im Mai unter großer Beteiligung der Anwohner der Bürgermeister von Bad Oldesloe und der Vorstand der Evangelischen Stiftung Alsterdorf gemeinsam das Nachbarschaftszentrum SchanZe.
In Alsterdorf wurde das Stiftungsgelände städtebaulich in Richtung Inklusion weiterentwickelt und z. B. die Planung für ein neues Leitsystem auf den Weg gebracht. Parallel dazu wurden die neuen Wohnhäuser in den Alsterdorfer Gärten eingeweiht und den neuen Mieterinnen und Mietern eine eigene Quartiersbegleitung zur Seite gestellt.
Die Ergebnisse der Evaluation des Q8-Gesamtprojektes durch die Universität Duisburg-Essen im Jahr 2014 zeigen, dass es gelungen ist, den Aufbau und die Etablierung neuartiger Unterstützungs- und Versorgungsstrukturen zu fördern.
In allen Q8-Quartieren waren die Menschen, Institutionen und Dienste außerordentlich schnell interessiert mitzumachen. Das Projekt hat in kurzer Zeit vielfältige und zahlreiche strukturelle Veränderungen auf den Weg gebracht. Viele der Beteiligten erleben »das Verbindende« von Q8 als besondere Qualität, das zu aktiver Mitarbeit motiviert. Fachkräfte loben neue, veränderte Möglichkeiten des fachlichen Austauschs und der Zusammenarbeit.
Das Zwischenfazit Ende 2014: Q8 und Qplus zeigen neue und innovative Wege auf, wie gesellschaftliche Inklusion wachsen kann, und mobilisieren wertvolle Potenziale in den Quartieren. Und das auch im Sinne inklusiver Stadtplanung, wie beispielsweise ein Blick auf das von Q8 Altona initiierte und begleitete Forum von Bürgern und Experten zeigt. Die im Forum »Eine Mitte für Alle« von über 140 Teilnehmenden erarbeiteten Empfehlungen zur sozialen Stadtentwicklung wurden im Wohnungsbauprogramm des Bezirks Altona als Leitlinien für alle zukünftigen Bauvorhaben aufgenommen. Zudem fanden sie Eingang in den städtebaulichen Vertrag für den neu zu bauenden Stadtteil in der Mitte Altona.
Im kommenden Jahr wird die Stiftung ihre Q8-Arbeit nicht nur fortsetzen, sondern mit dem Ausbau von Qplus weiter forcieren. Möglich wird dies neben vielem anderen auch durch die Kooperationen mit dem städtischen Wohnungsbauunternehmen SAGA/GWG, der Schiffzimmererbaugenossenschaft, der Kirchengemeinde Winterhude-Uhlenhorst sowie dem Kirchenkreis Ost. Partnerschaftlich begleitet und maßgeblich abgesichert werden Q8 und Qplus auch durch die Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration sowie durch die NORDMETALL-Stiftung. (www.q-acht.net)