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Erinnern für die Zukunft

Lern- und Gedenkort im St. Nicolaus-Quartier Alsterdorf offiziell eingeweiht


V.l.n.r.: Dr. Michael Wunder (ESA), Dr. Melanie Leonhard (Hamburger Sozialsenatorin), Hanne Stiefvater (ESA-Vorständin), Dirk Ahrens (Landespastor und Leiter des Diakonischen Werks Hamburg) - Fotos: Axel Nordmeier V.l.n.r.: Dr. Michael Wunder (ESA), Dr. Melanie Leonhard (Hamburger Sozialsenatorin), Hanne Stiefvater (ESA-Vorständin), Dirk Ahrens (Landespastor und Leiter des Diakonischen Werks Hamburg) - Fotos: Axel Nordmeier

Am Montag, den 9. Mai 2022, eröffnete die Evangelische Stiftung Alsterdorf (ESA) gemeinsam mit rund 180 Gästen, darunter Landespastor Dirk Ahrens sowie Hamburgs Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard, ihren neu geschaffenen Lern- und Gedenkort. Vorab gedachten Angehörige, Mitarbeitende und Klient*innen sowie der ESA Verbundene in einem kurzen Gottesdienst den Opfern des Nationalsozialismus. Heilerziehungsschüler*innen der fachschule für soziale arbeit begleiteten sie beim Einzug in die Kirche St. Nicolaus mit schwarzen Fahnen.

 

Untermalt wurde die Veranstaltung mit Musik; Wortbeiträge der Schüler*innen, von Angehörigen und Zeitzeug*innen erinnerten an die Leben der vielen Frauen, Männer und Kinder. „Mit der Errichtung des Lern- und Gedenkortes in Alsterdorf schafft die Stiftung einen wichtigen Ort des Erinnerns für die Opfer des Nationalsozialismus unter den Menschen mit Behinderung. Gleichzeitig ist auch ein wichtiger Ort für die Erinnerungskultur in unserer Stadt entstanden“, so Dr. Melanie Leonhard.

 

Zentrales Element des Lern- und Gedenkortes ist das Altarbild von 1938, welches im Jahr zuvor in einem aufwendigen Prozess aus der Kirche St. Nicolaus entfernt wurde. Das Wandgemälde ist eines von wenigen erhaltenen Zeugnissen sakraler Kunst des Nationalsozialismus, jedoch erschwerte die menschenverachtende Botschaft des Gemäldes die liturgische Nutzung der Kirche in hohem Maße. In der Tradition einer offenen Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit hatte sich die Stiftung dazu entschlossen, das Altarbild auszustellen. „Wir wollen diese Geschichte nicht verstecken, sondern einen offenen Diskurs fördern“, so Hanne Stiefvater, Vorständin der ESA.

 

Geschichte der Stiftung wird sicht- und erlebbar

Auf der Rückseite des ausgestellten Altarbildes finden sich jetzt die Namen jener 513 Menschen mit Behinderung, die aus den damaligen Alsterdorfer Anstalten abtransportiert und Opfer der Nationalsozialisten wurden. „Für uns ist das Bild ein Mahnmal, das uns an unsere Verantwortung für die Gleichbehandlung von Menschen mit Behinderung erinnert“, sagte Dr. Michael Wunder, Stabsstelle beim Vorstand der ESA, in seinem Statement zur NS-Geschichte Alsterdorfs. Von nun an wird der Lern- und Gedenkort daher Prozesse des Fragens, des Nachdenkens und Urteilens, aber auch des Innehaltens unterstützen und befördern. Dazu wurden rund um das Altarbild unter anderem Info-Tafeln angebracht, die Auskunft über die Biografien der Opfer geben.

 

Gedenken zum Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus

Am Nachmittag sprach der Arzt und Philosoph Prof. Dr. Cornelius Borck auf dem Gelände der Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll im Rahmen eines Vortrags über die medizinische Forschung an Patient*innen vor und nach 1945. Zudem wurde, wie in den zurückliegenden Jahren auch, ein Kranz in Gedenken an die Opfer der Euthanasie vor dem Mahnmal in Ochsenzoll niedergelegt.

 

Die einzelnen Reden zum Nachlesen:

Erstellungsdatum 09.05.2022
Kontaktinfos Ingo Briechel
Referent für Öffentlichkeitsarbeit
Alsterdorfer Markt 5
22297 Hamburg
Telefon: 040 5077 3796
E-Mail: ingo.briechel@alsterdorf.de