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„Wir sind schuldig geworden!“

Gedenken der November-Pogrome 1938 und anschließende Podiumsdiskussion


Mit einer Podiumsdiskussion zum Thema Antisemitismus trägt die Evangelische Stiftung Alsterdorf (ESA) die Erinnerung an die November-Pogrome 1938 in das Hier und Jetzt.

 

Heute vor 85 Jahren erreichte die Verfolgung von Jüdinnen und Juden in Deutschland in der sogenannten Reichspogromnacht einen ersten schrecklichen Höhepunkt. „Ein folgenschweres und beschämendes Ereignis“, so Pastor Uwe Mletzko, Vorstandsvorsitzender der ESA, in seiner Ansprache. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten Synagogen, Geschäfte, Häuser, Wohnungen, Friedhöfe jüdischer Menschen, jüdische Gemeinden wurden gestürmt und zerstört.  

 

Unter dem Titel „Wir sind schuldig geworden“ gedachten der Vorstand der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, Mitarbeitende, Schülerinnen und Schüler der fachschule für soziale arbeit alsterdorf und zahlreiche Gäste den Opfern der Shoah und insbesondere der ehemaligen 26 Alsterdorfer Bewohnerinnen und Bewohner jüdischen Glaubens oder jüdischer Herkunft, die 1938 aus den ehemaligen Alsterdorfer Anstalten deportiert wurden. Die Evangelische Stiftung Alsterdorf bekennt sich zu ihrer Verantwortung gegenüber diesen Menschen.

 

Pastor Uwe Mletzko: „Wir wollen in diesem Jahr und zukünftig den 9. November nicht bloß als reinen Gedenktag ´feiern‘, sondern als einen  Tag lebendiger und schmerzvoller Erinnerung. Die Evangelische Stiftung Alsterdorf hat sich im Dritten Reich schuldig gemacht. In den damaligen „Alsterdorfer Anstalten“ wurden durch Leitung und Mitarbeiterschaft alle Prinzipien diakonischer Nächstenliebe und christlicher Menschenwürde geopfert.“

 

Schüler*innen der zur ESA gehörenden fachschule für soziale arbeit entzündeten Kerzen für die 26 aus Alsterdorf deportierten jüdischen Bewohner*innen und verlasen deren Namen. Exemplarisch trugen Schülerinnen die Biografien zweier der Opfer vor.

 

Den Blick auf den Antisemitismus heute und das daraus resultierende Handeln jedes/ jeder Einzelnen von uns richteten die Teilnehmer*innen der nachfolgenden Podiumsrunde in St. Nicolaus: Michael Heimann von der jüdischen Gemeinde Hamburg diskutierte mit Pastor Uwe Mletzko sowie mit Finja Peters und Stefanie Kreft, Schüler*innen der fachschule für soziale arbeit.

 

Mit Bezug auf die jüngsten terroristischen Angriffe der Hamas auf Israel sagte Michael Heimann: „Wir sind angegriffen worden. Die Entwicklungen in Israel schlagen auf das jüdische Leben in Deutschland durch. Antisemitismus wurde über Jahrhunderte tradiert und ist heute noch da. Doch es geht auch um die Herabwürdigung anderer Gruppen in unserer Gesellschaft, der wir gemeinsam entschlossen etwas entgegensetzen müssen.“

 

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“, zitierte Pastor Uwe Mletzko das Grundgesetz. „Die Würde, die uns Gott gegeben hat und die alle Menschen einbezieht. Egal welcher Hautfarbe, Konfession oder geschlechtlicher Orientierung. In der ESA arbeiten Menschen aus über 80 Nationen zusammen. Gemeinsam ist es unsere Aufgabe und Verpflichtung, uns täglich füreinander einzusetzen und genau hinzuschauen, wo die Würde des Menschen angegriffen wird, wo Menschen ausgegrenzt werden. Das hat in der ESA keinen Platz!“

 

„Nie wieder ist jetzt!“ Das ist Botschaft der Stunde. Für Judenhass darf in Deutschland kein Platz sein.

 

Umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung von musikalischen Beiträgen von Carsten Schnathorst (Flügel) und Tjark Pinne (Orgel).

Erstellungsdatum 10.11.2023