Bericht des Vorstands
Die Evangelische Stiftung Alsterdorf ist eines der größten diakonischen Sozialunternehmen im Norden, und in seinen Arbeitsfeldern steht gesellschaftliche Teilhabe und Inklusion für alle Menschen im Mittelpunkt. Das zeigt sich auch in dem Berichtsjahr 2015 an vielen Projekten, die ihre Angebote konkret an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten.
Ein Meilenstein in der medizinischen Versorgung von Menschen mit komplexen Behinderungen war die Eröffnung des Medizinischen Zentrums für erwachsene Menschen mit Behinderung (MZEB) am Ev. Krankenhaus Alsterdorf. Es ergänzt die wohnortnahe Versorgung durch niedergelassene Ärzte, wenn aufgrund der Art, Schwere oder Komplexität einer Behinderung besonderes Wissen nötig ist. Damit schließt es eine Versorgungslücke, die in der Vergangenheit dazu führte, dass Krankheiten nicht rechtzeitig erkannt oder behandelt wurden. Das MZEB wurde auf Initiative der Ev. Stiftung Alsterdorf entwickelt und ist mit seinem interdisziplinären Konzept bundesweit Modellprojekt. Es trägt dazu bei, die UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen, nach der jeder Mensch das Recht auf gleichwertige medizinische Versorgung hat. Inzwischen hat sich das MZEB einen neuen Namen gegeben und heißt nun Sengelmann Institut für Medizin und Inklusion - kurz simi.
Die Altersmedizin am Ev. Krankenhaus Alsterdorf hat sich im vergangenen Jahr weiter als wichtiger Schwerpunkt der Klinik entwickelt. Die Zahl der Betten im Fachbereich Geriatrie wurde von der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz um 10 auf jetzt 51 erhöht. Um die Betreuung von Patienten mit Demenz zu verbessern, wurde außerdem ein Demenz- und Delirscreening entwickelt und zahlreiche Mitarbeitende wurden im Umgang und in der Kommunikation geschult.
Das Assistenz- und Wohnangebot der alsterdorf assistenz ost auf dem früheren Gutshof in Bargfeld-Stegen in Schleswig-Holstein wurde in den letzten drei Jahren grundlegend neu strukturiert, mit modernen Wohnangeboten ausgestattet und 2015 eingeweiht. Die alten Gebäude entsprachen nicht mehr heutigen Wohnstandards. So wurde das ehemalige Gutshaus komplett saniert und beherbergt jetzt barrierefreie Apartments für Menschen mit ambulanter Assistenz. Zwei weitere Gebäude bieten insgesamt 50 Wohnplätze für Menschen mit unterschiedlich hohem Assistenzbedarf. Insgesamt sechs Millionen Euro hat die Stiftung in dieses Projekt investiert.
Die alsterdorf assistenz west feierte die Eröffnung von drei Begegnungsstätten in den Stadtteilen Eidelstedt, Ohlsdorf/Alsterdorf und Heimfeld. Sie stellen im Rahmen der Ambulanten Sozialpsychiatrie Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen bereit. Sie bieten Beratung und Information, einen offenen Treff und Gruppenangebote.
Seit zehn Jahren ermöglicht der Beschäftigungsträger alsterarbeit der Stiftung Menschen mit Handicaps, zu arbeiten und sich zu qualifizieren. Das war ein Grund zu feiern. Im September 2015 kamen rund 1.000 Gäste, Mitarbeitende, Klientinnen und Klienten und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Diakonie in das Museum für Arbeit in Hamburg, um dort ein großes und stimmungsvolles Geburtstagsfest zu begehen. Inzwischen arbeiten mehr als 1.700 Menschen bei alsterarbeit und sind in mehr als 40 Gewerken an über 30 Standorten tätig.
Auch aus dem Heinrich Sengelmann Krankenhaus (HSK) der Medizinischen Gesellschaften gibt es Positives zu berichten: Es wurde als bester Arbeitgeber der Kategorie »Kliniken« beim bundesweiten »Great Place to Work«-Wettbewerb ausgezeichnet. Das HSK konnte sich gegen 83 Mitbewerber durchsetzen. Damit ist das Krankenhaus konkurrenzlos in Hamburg und Umgebung.
Der Bereich Sport und Inklusion der Stiftung machte unter anderem durch das inklusive Sportfest »Ein Tag der Spiele für alle« in der Barakiel-Halle von sich reden. Bei zahlreichen Mitmachspielen konnten Interessierte mit und ohne Handicap gemeinsam den Spaß an Sportaktivitäten erleben. Teilhabe am Sport ist auch das Ziel der Fortbildungsinitiative Blickwinkel der Stiftung, damit alle Menschen aktiv am Sport teilnehmen können.
Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, kam 2015 gemeinsam mit dem damaligen Hamburger Sozialsenator Detlef Scheele zu Gesprächen mit dem Vorstand der Stiftung zusammen. Verena Bentele, selbst international erfolgreiche Sportlerin, lernte die Arbeitsfelder der Stiftung kennen und überzeugte sich von den Qualitäten von Hamburgs erster umfassend barrierefreier Sporthalle, der Barakiel-Halle der Stiftung.
In der Stadtmission Kiel ist das Van der Camer-Haus ein Übergangs- und Wohnheim für psychisch kranke Menschen sowie ein Wohnhaus für Frauen, die aufgrund sozialer Probleme ihre Wohnung verloren haben. Das Haus wurde im Rahmen einer Sanierung freundlicher, offener und moderner gestaltet. Frischen Wind gibt es auch durch die neue Leitung der Stadtmission: Im März 2015 nahmen Karin Helmer und Ina Achilles ihre Tätigkeit als Geschäftsführerinnen für die Stadtmission sowie für prosocial in Bargteheide auf.
Die tohus gGmbH unterstützt Menschen mit seelischen Störungen sowie Sucht- und Doppelerkrankungen im Kreis Stormarn mit vielfältigen ambulanten, teil- und vollstationären Angeboten in den Bereichen Wohnen, Fördern sowie Arbeit und Beschäftigung. Sie war auch 2015 wieder die Ausrichterin eines internationalen Fußballturniers. Die Geschäftsstelle der tohus gGmbH ist im Berichtsjahr von Bargfeld-Stegen in einen Neubau am Rand des Stadtzentrums von Bargteheide umgezogen.
Die Tochtergesellschaft alsterfood GmbH der Stiftung hat im Bereich Catering 2015 mit großem Engagement die Verpflegung von Flüchtlingen in zwölf Erstaufnahmeeinrichtungen in Hamburg und einer in Kiel übernommen. Hinzu kam eine Vielzahl von neuen Kooperationsprojekten mit anderen Tochtergesellschaften der Stiftung. Im Zuge der rasant gewachsenen Auftragslage stieg die Mitarbeiterzahl von 100 (im Geschäftsjahr 2014) auf 334 Mitarbeitende aus 54 Nationen im Berichtsjahr. Der Hauptanteil dieser Entwicklung bezieht sich dabei auf das Personal in den Ausgabeküchen vor Ort in den Flüchtlingseinrichtungen.
Zum zweiten Mal war die Ev. Stiftung Alsterdorf Veranstalterin des internationalen und inklusiven Kurzfilmfestivals »Klappe auf!« unter der Schirmherrschaft von Regisseur Fatih Akin. 500 Filme wurden eingereicht, durch eine Jury gesichtet, und schließlich wurden fünf Preisträger ermittelt. Die Besonderheit des Festivals ist, dass es in allen Bereichen gemeinsam von Menschen mit und ohne Behinderungen organisiert und durchgeführt wird. Alle Filme des Festivals wurden mit Untertiteln für Gehörlose und mit Audiodeskription für Blinde und Sehbehinderte vorgeführt. Das Festival wurde von Gebärdensprachdolmetschern begleitet und alle Veranstaltungsorte waren barrierefrei zugänglich. Unter den zahlreichen Gästen waren auch 2015 wieder Filmschaffende aus dem In- und Ausland.
Seit 2011 engagiert sich die Stiftung mit ihren Tochtergesellschaften im Rahmen von Q8 in sieben Quartieren in Hamburg und Schleswig-Holstein. Ziel ist es, dass Menschen mit Unterstützungsbedarf in ihren Quartieren selbstbestimmt und gut versorgt leben können. Alles zu Q8 im Jahr 2015 finden Sie in einem eigenen Text im Rahmen dieses Jahresberichts.
Prof. Dr. Hanns-Stephan Haas
Vorsitzender des Vorstands