Wirtschaftsbericht der Evangelischen Stiftung Alsterdorf 2018
1. Wesentliche Vorgänge des Geschäftsjahres 2018
Das Jahr 2018 verlief für die Evangelische Stiftung Alsterdorf (ESA) und ihre Tochterunternehmen erneut positiv. Die in den letzten Jahren erfolgte Konzentration auf die Kernkompetenzbereiche der Stiftung und die Entwicklung zukunftsorientierter Konzepte führten zu einer stabilen Ertragslage im Unternehmensverbund. Die Vielfalt der Einzelunternehmen mit ihren unterschiedlichen Geschäftsfeldern leistete hierzu einen wichtigen Beitrag.
Aufbauend auf das 2017 erarbeitete Orientierungspapier »Diakonische Profilentwicklung« wurde 2018 das diakonische Selbstverständnis der Stiftung als wertegebundenes, religiös plural aufgestelltes Unternehmen gestärkt und weiterentwickelt.
Im Juni 2018 wurde eine Folgevereinbarung zum Trägerbudget zwischen der ESA (handelnd für die beiden Assistenzgesellschaften und für alsterarbeit) und der Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) abgeschlossen. Diese gilt von 2019 bis 2023 und schließt an die bereits seit 2014 bestehende Vereinbarung an. Die in den vergangenen Jahren entwickelten Ansätze/Konzepte sollen inhaltlich und qualitativ weiterentwickelt und neue Projekte umgesetzt werden.
Im Bereich Medizin wurde im Januar 2018 im Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf der Neubau für das spezialisierte Angebot der Eltern-/Kind-Behandlung (gemeinsame Behandlung psychisch erkrankter Kinder mit ihren psychisch erkrankten Elternteilen) mit einer Kapazität von 16 Betten eröffnet. Die gemeinsame Therapie von Eltern und Kindern ist ein etabliertes Behandlungskonzept mit Modellcharakter. Die Hansestadt Hamburg hat Neubau und Ausstattung mit 4,2 Mio. € finanziert.
Im April 2018 wurde die Heinrich Sengelmann Tagesklinik Hamburg-Uhlenhorst mit 20 Therapieplätzen für Menschen mit seelischen Erkrankungen eröffnet. Ebenfalls wurde die Heinrich Sengelmann Krankenhaus gGmbH in Heinrich Sengelmann Kliniken gGmbH (HSK) umfirmiert. Der neue Name soll das kontinuierliche Wachstum der Gesellschaft widerspiegeln. In Ergänzung zu dem Heinrich Sengelmann Krankenhaus wurden in den letzten Jahren insgesamt fünf Tageskliniken in Schleswig-Holstein und der Metropolregion Hamburg eingerichtet.
Im April 2018 wurden rückwirkend zum 1. Januar 2018 die Anteile an der AlsterFood GmbH an ein französisches Familienunternehmen, die API Restauration, veräußert. Die Unternehmensgruppe ist das viertgrößte Catering-Unternehmen in Frankreich. Dessen umfangreiche Erfahrungen im Bereich Catering sollen AlsterFood dabei unterstützen, sich in der Catering-Branche weiter zu etablieren und seine Dienstleistungen auszubauen.
Anfang 2018 wurde die Informationssicherheitsstrategie in Form einer Sicherheitsleitlinie verabschiedet und veröffentlicht. Diese bildet die Grundlage für den Aufbau eines Datenschutz-/Informationssicherheits-Management-Systems (DIMS). Die gesetzlichen Anforderungen und Vorgaben des im Mai 2018 in Kraft getretenen novellierten EKD-Datenschutzgesetzes können dadurch entsprechend umgesetzt werden.
Die im September 2017 begonnenen Verhandlungen mit dem IT-Dienstleister akquinet outsourcing gGmbH über vertragliche und preisliche Optimierungen wurden Ende März 2018 erfolgreich abgeschlossen. Der neue IT-Servicevertrag sieht Kostensenkungen sowie Effizienzsteigerungen vor und hat eine feste Laufzeit bis 2022.
Aufgrund bankenrechtlicher Vorgaben hat die Bank für Sozialwirtschaft (BfS) die beiden innerhalb des ESA-Unternehmensverbundes bestehenden Zinskompensations-Modelle (sog. virtuelles Cash-Pooling ohne tatsächlichen Liquiditätstransfer) im gemeinnützigen und gewerblichen Bereich Ende 2017 gekündigt. Um weiterhin eine effiziente Liquiditätssteuerung in den gemeinnützigen und gewerblich tätigen Gesellschaften sicherzustellen, wurde mit der BfS die Umstellung auf ein physisches Cash-Pooling vereinbart.
Der 2017 begonnene Erweiterungsbau für den EDEKA-Markt am Alsterdorfer Markt wurde wie geplant im August 2018 neu eröffnet.
Der 2018 neu festgelegte Rahmenplan für das ESA-Gelände in Alsterdorf sieht u. a. eine Neugestaltung der Grünflächen auf dem Gelände vor. Hierzu wurde bereits Ende 2018 der erste Bauabschnitt mit neuen Wegeführungen geplant und baulich begonnen. Die Fertigstellung der Maßnahme ist für April 2019 geplant.
Für eine Freifläche neben der Barakiel-Halle auf dem ESA-Gelände in Alsterdorf haben Architekt*innen im Rahmen eines städtebaulich-hochbaulichen Gutachterverfahrens im 2. Halbjahr 2018 Ideen für barrierefreies, inklusives Wohnen entwickelt. In dem Siegerentwurf sind knapp 100 Wohnungen vorgesehen, die im Sinne der Fortentwicklung des inklusiven Quartiers vermietet werden sollen. Die Planung wird im laufenden Jahr 2019 bearbeitet, Baubeginn ist für 2020 vorgesehen.
Als größter diakonischer Arbeitgeber Norddeutschlands veranstaltete die ESA im Mai erstmalig den »ESA Campus Day« (Berufsmesse) auf dem ESA-Gelände in Alsterdorf mit dem Ziel, junge Menschen für soziale Berufe zu begeistern. Mit einem Mix aus Workshops, Fachvorträgen, Informationsständen und Führungen haben die Besucher*innen Einblicke in die vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten innerhalb des ESA-Unternehmensverbundes erhalten. Für 2019 ist eine Folgeveranstaltung geplant.
1.1 Umsatz- und Auslastungsentwicklung
Die Gesamterlöse des Unternehmensverbundes der Evangelischen Stiftung Alsterdorf reduzierten sich im Vergleich zu 2017 um –1,1 % auf 302 Mio. €. Der Rückgang resultiert im Wesentlichen aus dem Wegfall der Erlöse der AlsterFood, bedingt durch den Verkauf der Anteile an die API Restauration. Bereinigt um diesen Konsolidierungs- und Sondereffekt (Vorjahreswert ohne AlsterFood), stiegen die Erlöse um 4,3 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Anstieg ist insbesondere auf eine weiterhin positive Entwicklung der Leistungsbereiche und einen moderaten Anstieg der Leistungsentgelte zurückzuführen.
1.2 Investitionen und Finanzierung
Die Investitionen in das Sachanlagevermögen des Stiftungsverbundes beliefen sich im Jahr 2018 auf rund 9,8 Mio. €. Neben Investitionen in bestehende Immobilien und deren Ausstattung zur Bereitstellung zeitgemäßer Wohnangebote für die Klient*innen des ESA-Unternehmensverbundes wurden die Angebote im medizinischen Bereich erweitert (Fertigstellung der Eltern-Kind-Klinik, Beginn der Errichtung eines Neubaus auf dem Gelände in Bargfeld-Stegen), der Anbau des EDEKA-Marktes auf dem Alsterdorfer Markt fertiggestellt und ein Quartierspark auf dem ESA-Gelände in Alsterdorf errichtet.
Dank des weiterhin günstigen Zinsumfeldes konnten die Finanzierungen auch 2018 langfristig zu niedrigen Zinssätzen mit den Banken vereinbart und auslaufende Zinsbindungen zinsgünstig prolongiert werden. Neben der klassischen Bankfinanzierung wurde zur Finanzierung eines Teils des mobilen Anlagevermögens weiterhin Leasing genutzt.
2. Finanz- und Vermögenslage
Zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2018 erhöhte sich die konsolidierte Bilanzsumme des ESA-Unternehmensverbundes um rd. 4,4 Mio. € auf 240,2 Mio. €. Wesentliche strukturelle Bilanzänderungen im Vergleich zum Vorjahr gab es nicht.
Das Eigenkapital stieg um +1,9 Mio. € auf 50,5 Mio. € an. Unter Berücksichtigung der Sonderposten ergibt sich eine Eigenkapitalquote von 46,0 % (Vorjahr 45,4 %). Eine weitere Stärkung der Eigenkapitalquote wird auch in Zukunft angestrebt.
Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten sind im Zuge planmäßiger Tilgungen und unter Berücksichtigung baubezogener Darlehensaufnahmen gegenüber dem Vorjahr um rd. –1,8 Mio. € zurückgegangen. Die flüssigen Mittel in Form von Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten sind gegenüber dem Vorjahresstichtag um 6,8 Mio. € auf 16,2 Mio. € angestiegen. Die vergleichsweise hohe Liquidität reflektiert u. a. die positive Entwicklung der operativen Tätigkeiten sowie die geringeren (Netto-)Zahlungsmittelabflüsse im Zusammenhang mit Finanzierungsmaßnahmen. Die Vermögens- und Kapitalstruktur ist solide.
3. Ertragslage
Das konsolidierte Jahresergebnis 2018 beträgt 1,9 Mio. €. Dieser Wert liegt mit 166 T€ leicht über Vorjahresniveau. Insgesamt zeigt sich eine stabile Ertragslage im ESA-Unternehmensverbund. Die Basis hierfür wurde durch die konstant hohe Nachfrage nach den Angeboten im gesamten Unternehmensverbund geschaffen.
Die Anzahl der Mitarbeitenden verringerte sich von durchschnittlich 6.554 im Jahr 2017 auf 6.456 Mitarbeitende 2018. Diese Entwicklung ist insbesondere auf den Verkauf von AlsterFood zurückzuführen. Bereinigt um AlsterFood ergibt sich ein Anstieg von 130 Mitarbeitenden. Wesentliche Steigerungen gab es dabei insbesondere in der Eingliederungshilfe und dem medizinischen Bereich.
Ein wichtiger Faktor sind gut qualifizierte und motivierte Mitarbeitende. Mit ihren Fähigkeiten und ihrem Engagement tragen sie maßgeblich zum Erfolg der ESA bei. Die ESA unterstützt die fachliche und persönliche Entwicklung ihrer Mitarbeitenden durch eine leitwerteorientierte und kooperative Führungskultur, die sich insbesondere durch eine offene Kommunikation, wertschätzende Wahrnehmung und Anerkennung des Gegenübers auszeichnet. Zudem sorgt die ESA für transparente und verlässliche Strukturen, umfangreiche Fortbildungsangebote und Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung und Lebensphasenorientierung.
4. Ausblick
Für das Jahr 2019 erwartet der Vorstand grundsätzlich eine positive Entwicklung über den gesamten Unternehmensverbund. Es wird in den Erhalt der für die Angebote der Stiftung notwendigen Gebäude, die Schaffung inklusiver Wohn- und Betreuungsangebote für Menschen mit Assistenzbedarf sowie in die Entwicklung fachlich innovativer Konzepte investiert. Auf diese Weise sichert die Stiftung ihre Leistungsfähigkeit für die Zukunft. Sie ist damit weiterhin ein wichtiger diakonischer Dienstleister und Arbeitgeber für Hamburg und Schleswig-Holstein.
Faktoren wie demografische Entwicklung, zunehmender Fachkräftemangel und Vereinbarkeit von Beruf und Familie werden in den kommenden Jahren den ESA-Unternehmensverbund immer wieder vor neue Herausforderungen stellen, ebenso der digitale Wandel. So wird der Digitalisierungsprozess weiter vorangetrieben mit dem Ziel, die Assistenz für die Klient*innen weiter zielgerichtet zu optimieren, die Mitarbeitenden bei ihrer Arbeit zu unterstützen, die Dokumentation von Leistungen zu optimieren und Prozesse und Strukturen in der Verwaltung effizienter zu gestalten.
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