Empowerment und Inklusion

In der Peer-Beratung unterstützen Menschen mit ihren Erfahrungen andere Menschen, die vor gleichen oder ähnlichen Lebenssituationen und Herausforderungen stehen. Mit einem Pilotprojekt in der begegnungsstätte.sommerkamp hat die alsterdorf assistenz west gGmbH den Weg in die Peer-Beratung begonnen. Hier werden Menschen, die selbst eine psychische Erkrankung erlebt haben, als Genesungsbegleiter*innen in die Arbeit mit psychisch erkrankten Personen ein- bezogen. Für das Unternehmen ein wichtiger strategischer Schritt.

Begegnungsstätten sind ein zentraler Ort der Assistenz in der Sozialpsychiatrie und leisten mit ihren Angeboten einen essenziellen Beitrag zum Genesungsprozess von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Neben persönlicher Beratung bieten die Begegnungsstätten „Offene Treffs“ und Gruppen zu verschiedenen Themen sowie Aktivitäten in der Nachbarschaft an. Die alsterdorf assistenz west hat drei solcher Begegnungsstätten – in der begegnungsstätte.sommerkamp in der Nähe des Ohlsdorfer Bahnhofs wurde das Pilotprojekt gestartet.

Ausgangspunkt des Pilotprojekts zur Peer-Beratung war eine grundlegende Neukonzeption des Angebots vor Ort und der Wunsch des Teams, an dieser Stelle Peer-Arbeit durch den Einsatz von Genesungsbegleiter*innen aufzubauen.

„Bei der Peer-Arbeit begegnen sich Menschen auf Augenhöhe. Und das ist das Grundverständnis unserer Arbeit bei der alsterdorf assistenz west. So wollen wir arbeiten“, erklärt Bereichsleiter Daniel Guckelsberger. Die Herausforderung bestand darin, die Stärken der Genesungsbegleiter*innen gut in das multiprofessionelle Team aus Heilerziehungspfleger*innen und Sozialpädagog*innen einzubetten und so ein ganzheitliches Konzept zu schaffen.

Ein gutes Konzept – von Anfang an

Um genau das zu ermöglichen, wurde das Pilotprojekt intensiv durch den Fachbereich Dienstleistungsentwicklung der alsterdorf assistenz west begleitet. In regelmäßigen Treffen setzten sich alle Teammitglieder mit ihren eigenen, aber auch mit den zukünftigen Rollen der Peer-Berater*innen auseinander. Phasenweise wurden sie dabei von einer ausgebildeten, aktiven Genesungsbegleiterin unterstützt. Gemeinsam wurde das öffentliche Ausschreibungsverfahren geplant, durchgeführt und schließlich wurden zwei im Ex-In®-Modell ausgebildete Genesungsbegleiter*innen eingestellt.

Für die alsterdorf assistenz west war es wichtig, den Genesungsbegleiter*innen eine echte Perspektive am Arbeitsmarkt zu bieten: „Eine Anstellung auf Mini-Job-Basis kam für uns nicht infrage“, so Geschäftsführerin Andrea Stonis. „Uns war es wichtig, hier das Signal zu setzen, dass Peer-Berater*innen gleichberechtigte Teammitglieder sind, also natürlich auch entsprechend einen Festvertrag bekommen. Unser übergeordnetes Ziel ist es, mehr Menschen mit Assistenzbedarf eine Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt zu bieten. Dafür nutzen wir auch Instrumente wie zum Beispiel das Budget für Arbeit.“

Breites Aufgabenspektrum in der Begegnungsstätte

Neben der Arbeit am Empfang nehmen sie an Gruppenangeboten teil, sind bei Beratungsgesprächen und bei psychosozialen Entlastungsgesprächen dabei und nehmen auch eigene Beratungstermine im Tandem mit pädagogischen Mitarbeiter*innen wahr. Außerdem gibt es gesonderte Peer-Beratungs-Sprechzeiten als eigenes Angebot der Genesungsbegleiter*innen. Sehr schnell haben die Genesungsbegleiter*innen ihren Platz in der Begegnungsstätte gefunden: Klient*innen, die zuvor eher selten in die Begegnungsstätte kamen, kommen nun aufgrund der Peer-Beratung regelmäßig.

„Es ist das besondere Verständnis und die Stärkung, die Klient*innen dadurch erfahren, die die Genesungsbegleiter*innen so wertvoll machen“, erläutert Lutz Reichert-Beliaeff, Leiter der Begegnungsstätte. Und die Genesungsbegleiter*innen selbst, wie erfahren sie ihre Arbeit?

„Hier habe ich die Möglichkeit bekommen, mit meinen persönlichen Erfahrungen und meinem Genesungsweg anderen Betroffenen helfen zu können“, so bringt es Genesungsbegleiter Thorben Reinhard auf den Punkt.

Aber auch die anderen Mitarbeiter*innen der Begegnungsstätte profitieren von den neuen Kolleg*innen. Ihr besonderer Blick auf die Themen wird vom Team sehr gut angenommen und als wertvolles Korrektiv wahrgenommen. Es zeigt sich, dass die intensive Vorbereitung des Projekts ein gutes Fundament für die erfolgreiche Teambildung geschaffen hat.

„Das Pilotprojekt ist ein großer Erfolg. Die Genesungsbegleiter*innen sind ein wichtiger Bestandteil der Assistenzleistung der Begegnungsstätte geworden. Wichtig ist nun, das Projekt umfassend zu evaluieren, um zu sehen, wie der Einsatz von Genesungsbegleiter*innen verstetigt und ausgeweitet werden kann“, resümiert Daniel Guckelsberger.

 

Text: Melanie Nähring
Der Artikel erschien ursprünglich im alsterdorf Magazin 02 2024.

Schlagworte:

  1. Assistenz

Veröffentlichungsdatum:

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