Wer in der Stadt unterwegs ist, findet Müll – überall. Ob kleine Verpackungsstücke im Gras, Plastikflaschen im Gewässer: Besonders die Generationen nach uns werden mit den Folgen zu kämpfen haben. Umso wichtiger ist es, unsere Schulkinder schon heute über Nachhaltigkeit aufzuklären.
Genau das hat sich zusammenkultur, das inklusive Q8-Kulturprojekt der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, zur Mission gemacht. Unter dem Namen „Kunst und Müll – das Nachhaltigkeitsprojekt“ kooperierten zusammenkultur und die Kurt-Juster-Schule, um Objekte, die sonst als Müll angesehen werden, neu erstrahlen zu lassen.
Zuerst setzten sich Conny Zolker von zusammenkultur, die Schulleiterin der Kurt-Juster-Schule Ulrike Quitmann und der Schülerrat zusammen, um das Projekt zu entwickeln. Schnell kamen alle auf ein gemeinsames Interesse: Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Recycling. Zusammen wurden noch die Eckdaten herausgearbeitet; Jeweils ein*e Schüler*in aus jeder Klasse darf für vier Wochen am Projekt teilnehmen. Gitta Stemmann, Lehrerin an der Kurt-Juster-Schule und Verbindungslehrerin zwischen Schülerrat und Lehrerschaft, ist von dem Projekt begeistert: „Hier wurde den Schüler*innen ganz viel Raum gegeben, sich selbst zu verwirklichen. Projekte wie dieses stärken die Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit.“
So teilte sich das Projekt in zwei Teile: die kreative Collage aus recyceltem Müll und das Theaterprojekt über Nachhaltigkeit. „So richtig“ traf sich die Gruppe erstmals im September 2024. 17 Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren lernten sich kennen. Neben den Schüler*innen waren auch Kunsttherapeutin Martina Schlinke und Theaterpädagoge Timo Kocielnik involviert.
Nach dem Kennenlernen startete der große Auftakt des Projekts am 10. September mit einer Müllsammel-Aktion. Die vielen verschiedenen Müllstücke wurden ausgewertet und die finale Idee für das Kunstwerk stand – ein Fisch mit einem Bauch voller Müll.
Nun ging es an die Kreativarbeit! Für jeweils zwei Tage in der Woche beschäftigten sich die Schüler*innen mit Kunst aus recyceltem Müll. Gemeinsam mit der Kunsttherapeutin Martina Schlinke wurden Leinwände mit Neonfarben bemalt, Figuren aus Plastik erschaffen und das Kunstprojekt erwachte zum Leben. Neben dem Fisch auf der Leinwand entstanden auch kleinere Kunstwerke, wie zum Beispiel Kraken aus Plastikflaschen oder Schneemänner aus alter Weihnachtsdekoration. Alle Kunstwerke fanden am Ende ihren ganz eigenen Platz in der Aula der Schule.
Außerdem gab es vereinzelte Ausflüge, beispielsweise ins atelier lichtzeichen, ein inklusives Atelier der Gesellschaft alsterarbeit, zum Bedrucken von Geschenkpapier. Auch andere Gewerke der alsterarbeit wie die alstergärtner und die Schuhmacherei wurden besucht. Hier durften die Schüler*innen einen besonderen Einblick in die Gewerke bekommen und lernen, wie die Arbeit dort funktioniert. Auch Alexander Rüther, Referent für Nachhaltigkeit der ESA, kam bei den Schüler*innen zu Besuch und stellte verschiedene Perspektiven auf das Thema vor.
An zwei weiteren Tagen in der Woche wurde gemeinsam mit dem Theaterpädagogen Timo Kocielnik an dem Theaterprojekt. Es soll um eine Maschine gehen, die aus Müll hergestellt wird. Die Schüler*innen überlegten gemeinsam, was eine Maschine aus Müll sein könnte und was sie können muss. So kam die große Idee zustande, dass die Maschine aus Müll doch Wünsche erfüllen könne. Die Kinder bauten zudem ihre eigenen Hobbies und Interessen in Form von Wünschen in das Stück ein Ob Wissenschaftler, Pokémonfänger oder Profi-Fußballer, mit der Wunsch-Maschine aus recyceltem Müll ist in diesem Theaterstück alles möglich. Timo Kocielnik blickt freudig auf die Zeit mit den Schüler*innen zurück: „Es war schön zu sehen, wie die Kinder trotz ihrer unterschiedlichen Schulklassen zu einer Gruppe zusammengewachsen sind. Durch das Proben und das gemeinsame Interagieren konnten sie zudem spielerisch neue Kompetenzen erlernen.“
In der letzten Woche des Projekts gab es Kunst zum Riechen, Schmecken und Fühlen. Das war besonders für fünf Kinder und Jugendliche mit mehrfachen schweren Behinderungen und Pflegebedürfnissen eine besondere Zeit. Zum Beispiel wurden Farben auf Papier mit Frischhaltefolie versiegelt, sodass die Kinder Farben fühlen können. Auch mit Duftölen wurde gearbeitet: die Kinder durften malen und Leinwände mit Müll bekleben und die Düfte in die Kunstwerke mit einbinden. Schnell waren sich die Schüler*innen bei ihrem Lieblingsgeruch einig – die Zitrone! Alle Bilder und Kunstwerke, die in diesem Zeitraum entstanden, wurden gemeinsam beim Schulfest im Oktober enthüllt und ausgestellt.
Eine Woche später gab es die Uraufführung des Theaterstückes. Schulleiterin Ulrike Quitmann: So ein Projekt live und in Farbe erleben zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes. Die Freude der Kinder ist unmittelbar zu spüren! Das sind Stärkungen und Erinnerungen fürs Leben.“ Für die Schüler*innen ging damit eine aufregende und lehrreiche Zeit zu Ende, die nun in Form von nachhaltiger Kunst in der Kurt-Juster-Schule verewigt wurde.
Text: Sara Katharina Hauptmann
Dieser Artikel erschien ursprünglich im alsterdorf Magazin 03 2024.
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