„Nie wieder ist jetzt!“

Pastor Uwe Mletzko spricht auf der Kundgebung am Bornplatz, wo früher die Synagoge stand.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten Synagogen, Versammlungsräume, Betstuben, Geschäfte, Häuser, Wohnungen von Menschen jüdischen Glaubens in ganz Deutschland. Auch in Hamburg. Dort, wo damals die Synagoge am Bornplatz stand, trafen sich am Sonnabend Menschen zur Mahnwache. Unter den Redner*innen war auch Pastor Uwe Mletzko, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Stiftung Alsterdorf.  Er erinnerte daran, dass sich die damaligen „Alsterdorfer Anstalten“ seit der Machtübernahme der Nazis immer mehr zu einem selbsternannten nationalsozialistischen Musterbetrieb entwickelt hatten. Dem damaligen Direktor Friedrich Lensch waren als treuem Parteimitglied die jüdischen Bewohner*innen ein Dorn im Auge. Er suchte 1937 einen Vorwand und bereitete die Entlassung aller jüdischen Menschen aus den „Alsterdorfer Anstalten“ vor. Insgesamt wurden 26 Menschen jüdischen Glaubens oder Herkunft dem Naziregime im vorauseilenden Gehorsam ausgeliefert.

„Mir ist es wichtig“, sagte Pastor Mletzko in seiner Rede, „dass wir nicht nur an die vielen Opfer und Gräueltaten des Nationalsozialismus erinnern, sondern uns unserer Verantwortung heute stellen. Die Entwicklungen in unserer Stadt, unserem Land und in der Welt fordern eine gemeinsame Stimme, eine laute Stimme: Nie wieder ist jetzt! Damit sich Geschichte nicht wiederholt, müssen wir unsere Demokratie schützen, dürfen rechten Parolen keinen Raum lassen, die sich gegen jüdische Schwestern und Brüder richten, gegen Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte oder gegen Menschen mit Behinderung.“

Im Gottesdienst in der Kirche St. Nicolaus auf dem Stiftungsgelände wurden am Sonntag die Namen der 26 jüdischen Bewohner*innen verlesen, die deportiert wurden. Mit einem jüdischen Trauerritual – dem Zerreißen von Stoff – wurde ihrer gedacht. Carsten Schnathorst von barner 16 und Sebastian Sprenger begleiteten den Gottesdienst musikalisch. Pastor Christian Möring erinnerte in den Fürbitten daran, wie wichtig der Austausch mit Juden und Jüdinnen heute ist, um  ihre Anliegen zu hören und sie sich sicher fühlen in der Gemeinschaft.

Nie wieder ist jetzt.

Schlagworte:

  1. Gedenken

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