Sie wurden als „zurückgeblieben“ bezeichnet, als „schwachsinnig“, „Idioten“ – Kinder, Männer und Frauen mit Behinderung, die in der Zeit des Nationalsozialismus in den damaligen Alsterdorfer Anstalten lebten. Rund 630 von ihnen wurden von Alsterdorf aus verlegt, unter anderem nach Wien oder Mainkofen. 513 starben dort – durch Vernachlässigung, Verhungern, überdosierte Medikamente. Den Angehörigen wurde die standardisierte Todesursache „Lungenentzündung“ mitgeteilt – oft erst Monate nach der Ermordung.
Jedes Jahr zum 8. Mai erinnert die Evangelische Stiftung Alsterdorf daran – unter dem Motto „Erinnern für die Zukunft“. Im Gedenkgottesdienst sagte Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, aktuelle Ratsvorsitzende der EKD: „Es ist leicht, Schwache auszugrenzen durch Schweigen und Wegschauen. Aus Verachtung wird Gewalt, aus Worten werden Taten. Daran müssen wir uns erinnern und wir sind aufgerufen, täglich die Würde des Menschen zu verteidigen.“
Schüler*innen der Fachschule für Soziale Arbeit Alsterdorf haben im Archiv Akten der in die Tötungsanstalten verlegten Bewohner gesichtet und aufgearbeitet. So bekamen im Gedenkgottesdienst drei Menschen, die deportiert wurden, ein Gesicht und eine Stimme: Helene Jacobsen, 23 Jahre, Waltraud Hoh, 15 Jahre, und Friedrich Walk, der nur neun Jahre alt war, als er getötet wurde.
Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer sagte in ihrem Gedenkwort: „Der 8. Mai ist ein Mahnmal für die Verantwortung, die wir tragen. Es liegt an uns allen, uns für eine Gesellschaft einzusetzen, die auf Toleranz, Mitmenschlichkeit und Freiheit beruht.“
Gemeinsam mit dem Vorstand der Evangelischen Stiftung Alsterdorf (ESA) legten sie einen Kranz am Lern- und Gedenkort nieder. Pastor
Unter den rund 100 Gästen des Gedenkens waren neben Schüler*innen und Mitarbeiter*innen der Stiftung und weiteren Gästen auch Angehörige der Opfer. Der Lern- und Gedenkort der Evangelischen Stiftung Alsterdorf bietet ganzjährig die Möglichkeit, sich über die damaligen Alsterdorfer Anstalten in der Zeit des Nationalsozialismus zu informieren und über die Menschen, die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“ wurden.






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