175 Jahre Diakonie in ZDF-Fernsehgottesdienst gefeiert

Monatelange Planung konnte endlich umgesetzt werden: Das ZDF rückte für den 2. Advent 2023 in Alsterdorf an. Mit viel Equipment und Übertragungswagen nahmen die Techniker*innen die Kirche St. Nicolaus der Evangelischen Stiftung Alsterdorf (ESA) in Beschlag.

Anfang des Jahres hatte sich Pastor Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland, die Kirche der Evangelischen Stiftung Alsterdorf für seinen Fernsehgottesdienst gewünscht. Um diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen, ist hinter den Kulissen viel geschehen. Planung und Durchführung des Gottesdienstes haben allen Beteiligten einiges abverlangt, ihnen aber auch sehr viel gegeben.

Mehr als Du erwartest: QplusAlter hilft älteren Menschen nach ihrem Willen zu leben

Im Fokus des Gottesdienstes stand das durch Spenden finanzierte Modell-Projekt „QplusAlter“. Ziel des Projektes ist es, ältere Menschen so zu unterstützen, wie sie es wollen. Dafür werden sie von Lots*innen beraten und in ihrem Alltag begleitet. Der Wille des Menschen ist dabei der zentrale Ausgangspunkt. Die Lots*innen arbeiten zusammen mit den älteren Menschen daran, herauszufinden, was der- oder diejenige wirklich möchte und wie sich das erreichen lässt.

In dem ZDF-Fernsehgottesdienst wurde beispielhaft die Geschichte von Edda Brede vorgestellt. Frau Brede wurde früh Witwe und ist es gewohnt, allein zu leben. Auch im Alter möchte Frau Brede möglichst selbstständig leben können. Zusammen mit Martina Pankow, Lotsin von QplusAlter, konnten sie ein Netzwerk in der Nachbarschaft aufbauen, welches es Edda Brede ermöglicht, weiterhin zu Hause zu leben – so wie sie es will. Es ist eben mehr möglich, als man anfangs erwartet.

Das Bild zeigt Karen Haubenreisser, Bereichsleitung Q8, mit folgendem Zitat: Der Fernsehgottesdienst war ein spannendes Gemeinschaftswerk mit vielen Beteiligten: in der Organisation vor und hinter der Kamera, im Gottesdienst vor Ort und vor den Bildschirmen. Das haben auch die Zuschauer*innen gespürt. Dass die 84-jährige Frau Brede im Gottesdienst mit dabei war und am Schluss spontan aufsteht und tanzt, hat mich sehr berührt.

Auch Tage später sind die Beteiligten noch beseelt von dem Gottesdienst

„Mich hat der Gottesdienst persönlich sehr berührt“, berichtet Diakonie-Präsident Pastor Ulrich Lilie später. „In Alsterdorf sind wir mittendrin in einer diakonischen Kirche, in einer Kirche, die mit anderen und für andere da ist und Gottes wunderbar vielfältige Schöpfung feiert. Bereits in der sehr liebevollen und zugewandten Vorbereitung ist es gelungen, Menschen unterschiedlichen Alters, mit und ohne Beeinträchtigung in die Gestaltung einzubeziehen. Herzlichen Dank dafür auch an das unglaublich professionelle und engagierte Team des ZDF und der Kolleg*innen aus Alsterdorf.“

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie mit folgendem Zitat: „Menschen, die mich nach dem Gottesdienst angesprochen haben, waren von dem Gemeinschaftlichen angetan: Wir wollen inklusiv in unseren Nachbarschaften leben und wir wollen inklusiv miteinander feiern, auch oder gerade Gottesdienste.“

Die inklusive Band „The Living Music Box“ begleitete den Gottesdienst und begeisterte die Zuschauer*innen

„Wir haben so viele Nachrichten per Mail bekommen,“ berichtet Stella Edler, Betriebsstätten-Leitung barner 16. „Uns haben Menschen aus ganz Deutschland und sogar aus Tirol kontaktiert. Wahnsinn, was für eine Reichweite der Gottesdienst hatte.“

Stella Edler betreut barner 16, die Kulturschmiede der ESA-Tochter alsterarbeit. In der barner 16 sind mehrere inklusive Bands angesiedelt, so auch „The Living Music Box“, die den Gottesdienst musikalisch begleitet hat. Auch Menschen mit Behinderungen können ganz selbstverständlich im Kunst- und Kulturbereich arbeiten. Und wie das gehen kann, zeigte „The Living Music Box“ im ZDF-Fernsehgottesdienst.

Stella Edler, Betriebsstätten-Leitung barner 16 mit folgendem Zitat: Wir waren nach dem Gottesdienst so erleichtert, dass alles geklappt hat. Wir waren alle angespannt, hatten aber auch eine tolle, gemeinsame und intensive Zeit zusammen. Es war eine Herausforderung, diese Kirchenlieder zu lernen. Aber die Band hat Stärke gezeigt und alles gemeistert. Wir sind dadurch noch enger zusammen gewachsen.

Parija Masoumi, die in der Band Klavier spielt und singt, erzählt von dem Tag: „Ich war so aufgeregt und alles war so hektisch. Da musste ich mich sehr konzentrieren. Aber wir haben vorher viel geübt. Ich habe sogar Einzelunterricht im Klavierspielen bekommen.“

Auch Mispah Fritz singt bei „The Living Music Box“. Für sie war der Fernsehgottesdienst ebenfalls sehr aufregend. Besonders die positiven Reaktionen bedeuten ihr viel: „Danach haben mir so viele Leute geschrieben. So viele Nachrichten bekomme ich sonst nur an Silvester.“

<nobr>Uwe Mletzko</nobr>, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, mit folgendem Zitat: „Schon unser Gründer Heinrich Sengelmann war davon überzeugt, dass jeder Mensch etwas erlernen kann. Und dieser Ansatz wirkt bis heute. Dass wir es Menschen ermöglichen trotz Behin-derung Berufskünstler*innen zu sein, ist ein Alleinstellungsmerkmal der ESA. Viele Zuschauer*innen waren begeistert von The Living Music Box der barner 16.“

Eine tolle Möglichkeit, das evangelische Stiftungsleben nach außen zu tragen

„Ich freue mich, dass wir zeigen konnten, wie barrierefreie Gottesdienste möglich sind. Dabei konnten wir die Evangelische Stiftung Alsterdorf in ihrer Vielfalt präsentieren und vorstellen, ohne uns zu verstellen. Wir bringen innovative Projekte, wie QplusAlter, auf den Weg. So zeigen wir, dass es möglich ist, den Menschen mit seinem Willen zu hören, zu akzeptieren und ihn dabei zu unterstützen, seinen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen“, fasst Pastor Uwe Mletzko, Vorstandsvorsitzender der ESA, das Großprojekt ZDF-Fernsehgottesdienst abschließend zusammen.

Die ESA ist Vielfalt – zum einen, weil sie den Menschen allumfassend in unterschiedlichen Lebensbereichen unterstützt, zum anderen, weil die ESA Menschen unterstützt, die durch Erkrankung oder Behinderung sehr individuell sind. Und diese Individualität zeigt sich auch in den Gottesdiensten, die regelmäßig in der Stiftungskirche St. Nicolaus gefeiert werden.

Pastor Christan Möring mit folgendem Zitat: „Es war wirklich schön: In St. Nicolaus feiern wir Gottesdienst mit einer großen Offenheit für die Menschen, die kommen, und wie sie gerade sind – das konnten wir jetzt mit ganz Deutschland teilen.“

Ältere Menschen wünschen sich Nachbarschaft: große Nachfrage bei QplusAlter

Das Projekt QplusAlter erfuhr durch den Fernsehgottesdienst viel Aufmerksamkeit. Das zeigte sich auch in den vielen Telefonanrufen direkt nach dem Gottesdienst. Nach jedem Fernsehgottesdienst besteht bis 18.00 Uhr ein Gesprächsangebot für die Zuschauer*innen. Inhalt vieler Gespräche, die von den ESA-Mitarbeiter*innen die nach dem Gottesdienst entgegen genommen wurden: die Anrufer*innen wünschen sich so ein nachbarschaftlich wirksames Projekt auch bei ihnen selbst vor Ort. Karen Haubenreisser, Leitung des Bereichs Q8 Sozialraumorientierung, berichtet: „Ein Anrufer aus Süddeutschland sagte mir, dass er einen Brief an seinen Bürgermeister schreiben möchte, weil will, dass es auch in seiner Stadt Lots*innen geben soll – an der Seite von Menschen mit Behinderung und älteren Menschen.“

Für interessierte Anrufer*innen bestand deshalb die Möglichkeit, bei den Lots*innen von QplusAlter anzurufen und sich beraten zu lassen. Natürlich können die in Hamburg stationierten Lots*innen nicht deutschlandweit allumfänglich Hilfe leisten, aber erste Anstöße und Ideen für Anknüpfungspunkte sind möglich. Karen Haubenreisser freut sich über die vielen positiven Rückmeldungen zum Projekt QplusAlter, das sie mit initiiert hat.

Die Lotsin Martina Pankow, die auch mit Edda Brede eng zusammengearbeitet hat, war noch Tage später von diesem außergewöhnlichen Gottesdienst berührt. „Ich bin zutiefst berührt, wie viele wertschätzende Rückmeldungen ich direkt danach erhielt – auch Tage später noch“, berichtet Pankow.

Martina Pankow, Lotsin im Projekt QplusAlter, mit folgendem Zitat:

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